Unsere Streuobstwiesen - vielfältig

Früher lagen Streuobstwiesen wie ein Kranz um die Ortschaften. Denn schon damals wusste man: Streuobstwiesen sind wichtig für den Klimaausgleich in der Stadt. Sie produzieren Kalt- und Frischluft, sind Windschutz und Sonnenschutz. Außerdem verhindern sie in Hanglagen die Bodenerosion. Sie liefern uns gesunde Nahrung und Futter für´s Vieh. Leider begann nach dem Zweiten Weltkrieg der Niedergang der Streuobstwiesen: veränderte Qualitätsansprüche und der Import von Früchten machten Streuobst unattraktiv. Zeitweise wurden sogar Rodungsprämien bezahlt und die angeblich wirtschaftlicheren Niederstamm-Obstplantagen gefördert.

Die Streuobstwiesen um Weil der Stadt zählen zum größten Streuobstgebiet im Landkreis!

Heute verschwinden jedoch immer mehr Streuobstwiesen, weil sie entweder gar nicht gepflegt oder die Flächen für Baugebiete ge- und verbraucht  werden. 

Das neue BiodiversitätsGesetz stellt Streuobstwiesen als Biotope unter besonderen gesetzlichen Schutz. Bäume dürfen nicht ohne triftigen Grund gefällt werden, jeder gefällte Baum muss ersetzt werden! Das gilt auch für Baugebiete!

Fotos: Sabine Holmgeirsson

 

Auf einer Streuobstwiese stehen Hochstamm-Obstbäume verschiedener Arten - Apfel neben Birne, Kirsche neben Zwetschge etc. in alten Sorten, deren Namen heute kaum noch jemand kennt. Natürlich wird hier nicht gespritzt, sodass das Obst schon mal das eine oder andere Makel haben kann. Das Gras auf der Wiese wird naturverträglich gepflegt, d. h. es wird nur ein- bis zweimal jährlich gemäht und abgeräumt. Das ist wichtig, denn eine Streuobst wiese wird weder gedüngt, noch gewässert.

Je magerer, desto vielfältiger!

 

Der ökologische Wert einer Streuobstwiese

Inzwischen weiß man, dass Streuobstwiesen jede Obstplantage an Artenvielfalt weit übertreffen: 85 % mehr Spinnen-, 50 % mehr Laufkäferarten und die sechsfache Zahl an Fluginsekten lebt in einer Streuobstwiese. Bienen fliegen sechzehnmal lieber eine Streuobstwiese als eine Obstplantage an. Denn hier finden sie nicht nur Obstblüten,  sondern, bei guter Pflege der Wiesen, vielfältige Nahrung in Hülle und Fülle bis in den Sommer hinein.

Über 5000 Arten leben in Streuobstwiesen, sie gehören damit zu den mannigfaltigsten Lebensräumen Mitteleuropas. Der Artenreichtum erklärt sich aus der einzigartigen Kombination von "Baum" und "Wiese". Man findet wiesen- und waldbewohnende Tier- und Pflanzenarten, darunter auch seltene und bedrohte Tiere wie Schmetterlinge, Fledermäuse, Wildbienen, Vögel, z. B. Steinkauz, Halsbandschnäpper, Kleinspecht, Wendehals. Dieser hat auch seine Heimat beim zukünftigen Baugebiet Häuger Nord!


Zahlreiche Nistkästen bieten Brutplätze für die verschiedenen Vögel wie Kleiber, Meisen, Baumläufer und Gartenrotschwanz. Länger liegende Holzhaufen aus Totholz werden als Unterschlupf und Nistplatz von diversen Wildbienenarten genutzt. Wespenarten finden hier Material zum Nestbau.

 

Mittlerweile hat man auch die Bedeutung als Genreservoir erkannt: Die Vielfalt an robusten, an das jeweilige Klima angepassten Obstsorten geht im heutigen Plantagen-Obstbau weitgehend verloren. Diese alten Sorten werden aber für die Züchtung dringend gebraucht, z. B. zur Anpassung an veränderte Klimabedingungen oder Schädlinge und Krankheiten. Heute weiß man, dass die alten Apfelsorten bei weitem nicht so viele Allergene haben, wie die modernen gezüchteten Sorten. So können auch Allergiker mal ungestört einen Apfel genießen!

Und ein Genuss ist es allemal, ist der Geschmack doch viel intensiver. Viele Verbraucher wissen heute wieder Obst und Säfte von heimischen Streuobstwiesen zu schätzen!

Deshalb:

Streuobstwiesen dürfen nicht zu Bauland werden!

Dies passt nicht zum Streuobstwiesen-Konzept der Landesregierung!

 

Möchten Sie eine Streuobstwiese pflegen oder gern das Obst ernten, kennen aber keine Besitzer? Hier kann die Streuobstbörse helfen. Sie bringt Besitzer und Suchende zusammen.

Die Bienenwiese für unsere Bienengruppen ist eine Streuobstwiese im klassischen Sinne und wird auch entsprechend gepflegt. Insbesondere wird Wert darauf gelegt, dass gefällte Bäume ersetzt werden durch Pflanzung alter Sorten. So stehen neben Bramleys Sämling, Gewürzluiken und Brettacher auch Jakob-Fischer oder der Böblinger Straßenapfel.

Das macht die Pflege der Sreuobstwiese auch interessant, vor allem im Herbst, wenn man die verschiedenen Sorten nebeneinander verkosten kann. So schmeckt Vielfalt!!